Transformation von Unternehmen

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Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht in dieser Welt

Mahatma Gandhi

Was müssen Sie wissen?

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Wir sind mit einer „Triple-Krise“ konfrontiert: Artensterben, Klimawandel, Pandemien. Das sind drei großteils menschengemachte Entwicklungen, die einander verstärken und weitreichende Folgen haben, sowohl ökologischer, sozialer als auch ökonomischer Natur.1 Der seit längerem erkennbaren Wertewandel in der Gesellschaft wird akut und beschleunigt den ökonomischen Paradigmenwechsel. Die Folge: Unsicherheit auf allen Ebenen und in allen Segmenten – auch und vor allem in der Wirtschaft.

Verstärkt und beschleunigt werden diese weltweiten Entwicklungen durch tiefgreifende Änderungen auf EU-Ebene, allen voran der Green Deal der EU. Er hat das erklärte Ziel, die europäische Wirtschaft zu transformieren, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Diese ehrgeizige Initiative erstreckt sich auf nahezu alle Wirtschaftssektoren. Die Maßnahmen zur Erreichung der Ziele reichen von Regulierung und Normung über Investitionen oder den Dialog mit den Sozialpartnern bis hin zu internationaler Zusammenarbeit. Ein treibender Faktor sollen Innovationen sein, nicht Verzicht und Verbote.

1 Settele (2020): Die Triple-Krise. Artensterben, Klimawandel, Pandemien.

Laut Mitteilung der Europäischen Kommission sollen alle Wirtschaftssektoren einen Beitrag leisten, unter anderem durch:

  • Investitionen in neue, umweltfreundliche Technologien
  • Innovationen in der Industrie
  • Einführung umweltfreundlicherer, kostengünstigerer und gesünderer Formen des privaten und öffentlichen Verkehrs
  • Dekarbonisierung des Energiesektors
  • Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden
  • Zusammenarbeit mit internationalen Partnern zur Verbesserung weltweiter Umweltnormen
  • Nachhaltiges Finanzwesen

Das bedeutet: Mittel- bis langfristig dürfte nahezu jedes Unternehmen auf unterschiedlichsten Ebenen von den Auswirkungen des Green Deal betroffen sein, ob in Form von Effizienzanforderungen bei Anschaffungen oder Baumaßnahmen, durch Nachhaltigkeitsanforderungen an Produkte oder Verpackungen, durch veränderte Kostenstrukturen bei Energie und Rohstoffen oder durch veränderte Anforderungen bei der Entwicklung von Produkten und Anlagen.

Der Green Deal wird sukzessive durch entsprechende Rahmenrichtlinien ergänzt und konkretisiert. Der zugehörige Aktionsplan umfasst unter anderem

  • Eine neue EU-Strategie zur Anpassung an den Klimawandel
  • Eine Strategie für eine intelligente Sektorenintegration
  • Eine Initiative „Renovierungswelle“ für den Bausektor
  • Eine Industriestrategie für eine saubere und kreislauforientierte Wirtschaft
  • Vorschläge für Rechtsreformen im Bereich Abfallwirtschaft
  • Eine Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität
  • Eine Nachhaltigkeitsstrategie für Chemikalien
  • Eine Strategie für die Finanzwirtschaft (EU Taxomonie)
  • und vieles mehr

Die jeweiligen Rechtsvorschriften erlangen entweder unmittelbar Geltung oder werden sukzessive in nationales Recht umgesetzt – auch in Österreich. Neben Effizienz- oder Emissionsanforderungen sind u.a. auch Sicherheitsanforderungen für Produkte, Maschinen und Anlagen zu erwarten, beispielsweise im Kontext neuer Technologien, Energieträger oder digitaler Lösungen.

Wie jede umfangreiche Veränderung birgt der Green Deal eine Vielzahl von Chancen und Risiken insbesondere auch für Unternehmen. Je nach Produkt- und Dienstleistungsportfolio, Kostenstrukturen, Lieferketten, Innovationsfähigkeit und weiteren Faktoren ergeben sich gravierende und gleichzeitig für unterschiedliche Unternehmen teilweise völlig unterschiedliche individuelle Auswirkungen.

Nachhaltige Transformation als Königsweg

Für Unternehmen bedeuten diese Herausforderungen, dass sich viele gelernte Prozesse und Rahmenbedingungen grundlegend ändern werden. Transformation ist das Schlüsselwort, mit dem alle konfrontiert sind. Damit ist nicht primär technologische Transformation in Richtung Digitalisierung gemeint, sondern die (Neu)-Ausrichtung der gesamten Unternehmung auf Nachhaltigkeit.1

Diese Notwendigkeit wird von Unternehmen auch erkannt, wenn auch zumeist noch nicht mit Taten hinterlegt. Eine Studie von Bain, basierend auf einer Befragung von 297 weltweit tätigen Unternehmen,  kommt zu dem Schluss, dass nachhaltiges Handeln heute wichtiger ist als noch vor fünf Jahren und dass es in den kommenden fünf Jahren nochmals wichtiger wird (85 Prozent Zustimmung). Einig sind sich fast alle (99 Prozent) darin, dass die notwendigen Veränderungen schneller als bisher umgesetzt werden müssen.2 Gleichzeitig haben bisher nur neun Prozent der Befragten eine umfassende Nachhaltigkeitstransformation begonnen, d.h. hier ist noch großer Handlungsbedarf.

Ein zentraler Aspekt, damit diese Transformation gelingen kann, ist die entsprechende Grundhaltung der Unternehmensleitung. Sie entscheidet darüber, ob nachhaltiges und umweltfreundliches Handeln ins Unternehmen integriert wird oder als Parallelprogramm zum Business existiert, d.h. ob es sich um eine Fortsetzung des heute omnipräsenten „2-Welten-Denkens“ handelt – hier Gewinnstreben, dort Ethik/Verantwortung/Nachhaltigkeit. Ohne die Zusammenführung dieser beiden Welten, d.h. das Zusammen-Denken und in letzter Konsequenz Fusionieren, kann diese Transformation nicht gelingen.

Dies bestätigt auch die oben erwähnte Bain-Studie: Mutige Ziele, eine überzeugende Geschäftsphilosophie und Selbstbewusstsein der Akteure, ihren eigenen Weg zu gehen, beschleunigen nach Ansicht der an der Studie beteiligten ExpertInnen den Transformationsprozess.

Das bedeutet, es braucht in Zukunft eine intrinsisch motivierte, integrierte nachhaltige Unternehmensentwicklung. Dieses Konzept der intrinsisch motivierten, integrierten Nachhaltigkeit fordert UnternehmerInnen dazu auf, Nachhaltigkeit als Grundphilosophie und Leitgedanken von der Managementebene aus vorzuleben. D.h. der Grundgedanke ist, dass alle Unternehmensentscheidungen einen Bezug zur Nachhaltigkeit der Unternehmung selbst und zu der des sozioökonomischen Gesamtsystems haben.

Resilienz statt Effizienz

Entscheidend für Unternehmenserfolge ist künftig also nicht länger die Wirkung von einzelnen, isolierten nachhaltigen Handlungen auf die gesamtgesellschaftliche Nachhaltigkeit. Das Management muss der gesamten Öffentlichkeit, d.h. sowohl internen als auch externen Interessensgruppen glaubwürdig und transparent darlegen können, dass die Unternehmung Verantwortung für ihre Auswirkungen übernimmt und entsprechende Entwicklungen antizipiert. D.h. in Zukunft stehen Adaption und Resilienz im Fokus – und das in einer Wirtschaft, in der Komplexität normal wird. Das erfordert ein neues Denken in allen Bereichen einer Organisation: von einer Vision, die Emotionen im Unternehmen ernst nimmt, über eine progressive Unternehmens- und Führungskultur, die echte Innovation ermöglicht, bis hin zu einem neuen Selbstverständnis von Marke und Marketing sowie einem HR-Management, das auf Bedürfnisse und Stärken der Mitarbeitenden fokussiert. (Quelle: Zukunftsinstitut, 2020)

Doch noch sind wir nicht so weit. Noch sind es eher Einzelprojekte und -maßnahmen, die durchgeführt werden. Dies bestätigt auch eine Meta-Studie des Fraunhofer-Instituts, die allerdings vor Corona, dh 2017 durchgeführt wurde, mit dem Ziel, den Stand der Entwicklung puncto Transformation von Unternehmen zu eruieren. Das Ergebnis war sehr heterogen: Einerseits sind Unternehmen vor allem im Bereich der Energieeffizienz aktiv, was die Hervorbringung von Umweltinnovationen betrifft. Gleichzeitig zeigen die Daten, dass umweltbezogene Produktinnovationen nur von einer Minderheit der Unternehmen vorgenommen wurden und die meisten Umweltinnovationen primär technischer Art sind. Dies gilt auch für die Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Teil ihrer Geschäftsmodelle verstehen. Gleichzeitig zeigt dieselbe Studie, dass Unternehmen zwar umweltbezogene Standards in ihrem Unternehmen anwenden, allerdings in den Kernelementen der unternehmensinternen Steuerung, zB. in Personalpolitik oder Vergütungsstrategien, umweltbezogene Elemente noch rar sind.

Die Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen der Fraunhofer-Studie (Walz et al. 2017, s. Weiterführende Literatur):

  • Innovationsschub durch Umweltpolitik für umweltfreundliche Innovationsaktivitäten
  • Vorantreiben der Veränderung von organisationsinternen Anreizstrukturen
  • Förderung von KMU mit Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, insbesondere Startups
  • Förderung nachhaltigen Konsums als Treiber für Veränderungen und Innovationen
  • Förderung von nicht-technischen und übergreifenden System-Innovationen
  • Etablierung eines Indikatorensystems zur Messung des Transformationsprozesses

Fazit: Transformation ist notwendig, wenn auch mühsam. Sie betrifft alle Bereiche eines Unternehmens und kann nicht an eine Abteilung ausgelagert werden. Und vor allem: Sie bricht bestehende Dinge auf, bringt Probleme ans Tageslicht. Aber – und das ist letztlich das Positive: Am Ende kommt etwas Besseres dabei heraus. Etwas von dem alle profitieren.


2 Nachhaltigkeit im Sinne der Brundtland-Definition. 1987. Brundtland Bericht – siehe Kapitel Nachhaltigkeit

3 Davis-Peccoud et al. 2018. Transforming Business for a Sustainable Economy – siehe weiterführende Literatur

Was können Sie tun?

  • Aktive Auseinandersetzung mit Zukunftsfähigkeit
  • Etablierung von Transformationsprozessen
  • Bereitschaft, auch in die Problembereiche hineinzugehen
  • Bereitschaft, sich Unterstützung zu holen

Was können wir für Sie tun?

Begleitung von Unternehmen auf dem Weg der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit
Eigener Beratungsansatz, basierend auf 6-stufigem Prozess.
Detailinfos: office@responsible-management.at

Weiterführende Literatur

  1. Davis-Peccoud et al. 2018. Transforming Business for a Sustainable Economy. How next practices in sustainability can unlock opportunity. Bain & Company.
  2. Walz et al. 2017. Nachhaltiges Wirtschaften – Stand der Transformation zu einer Green Economy. Fraunhofer
  3. Zukunftsinstitut. 2020. Unternehmertum nach Corona. The next Generation of Business. Zukunftsinstitut