Glossar

A – Z

Business Ethik (Unternehmensethik)

Die Unternehmensethik ist ein Teilgebiet der Wirtschaftsethik und beschäftigt sich mit der Frage, welchen moralischen Wertvorstellungen Unternehmen genügen sollten. Damit einher geht auch die Frage, wie unternehmerisches Gewinnstreben und moralische Ideale zueinander stehen.
In der Unternehmensethik geht es somit um die moralische Pflicht der Unternehmens-Leitung, die legitimen Ansprüche und moralischen Rechte aller vom unternehmerischen Handeln Betroffenen zu wahren (bzw. verantwortungsvoll zu prüfen) .
Die Aufgabe der Unternehmensethik ist die Untersuchung und Diskussion, wie Gewinn erwirtschaftet und Wachstum/Wertschöpfung erreicht wird, ob sich das Unternehmen an höchste Prinzipien/Werte hält oder Gewinn „um jeden Preis“ machen will, und ob es um unendliche Gewinnmaximierung oder qualitatives Wachstum in einer „nachhaltigen“ Lieferkette geht.

Cause Related Marketing

Cause Related Marketing: Unternehmen spenden bei jeder Transaktion, d.h. sobald ein Konsument das beworbene Produkt gekauft hat, einen gewissen Betrag für einen gemeinnützigen Zweck oder für eine Non-Profit Organisation.

Compliance

Compliance bezeichnet die Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen, regulatorischer Standards und Erfüllung weiterer, wesentlicher und in der Regel vom Unternehmen selbst gesetzter ethischer Standards und Anforderungen und umfasst alle taktischen Maßnahmen, die eine regelkonforme Erreichung der Corporate Governance sicherstellen soll. Mit der Einführung der Compliance werden die Unternehmen verpflichtet, ihre Geschäftsprozesse zu definieren,

Ethik

Ethik ist griechischen Ursprungs, Ethos bezeichnete einen Ort, an dem bestimmte Gewohnheiten gelten. Heute ist Ethik eine Disziplin der Philosophie, die allgemeine Beurteilungskriterien, methodische Verfahren oder höchste Prinzipien für die Begründung oder Kritik von Handlungsregeln oder normativen Aussagen darüber, wie man handeln soll, entwickelt. Ethik fragt nach den maßgeblichen Grundsätzen, die unser Handeln leiten sollen. Kernfrage: Wie soll ich handeln? Ethik beschäftigt sich mit dem Sollen – und ist immer ein Prozess, um etwas zu verbessern. Ethik ist die kritische Reflexion der Moral. Da Ethik eine wissenschaftliche Disziplin darstellt, gibt es den Begriff „unethisch“ de facto nicht (im Gegensatz zu „unmoralisch“).

Glaubwürdigkeit

Glaubwürdigkeit kann sich sowohl auf Personen als auch auf deren Aussagen beziehen. Bentele versteht unter Glaubwürdigkeit eine „Eigenschaft, die Menschen, Institutionen oder deren kommunikativen Produkten (d.h. mündliche oder schriftliche Texte, audiovisuelle Darstellungen) zugeschrieben wird. Für Glaubwürdigkeit müssen danach zumindest zwei Bedingungen erfüllt sein: a) der Kommunikationspartner (oder Rezipient) muss darauf
vertrauen können, dass die Aussagen wahr und adäquat beschrieben sind, b) das kommunikative Verhalten muss ein Mindestmass an Kohärenz aufweisen, d.h. es muss ’stimmig‘ und authentisch sein. Vor allem zwei Komponenten machen Glaubwürdigkeit aus: Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit Kompetenz verlangt einerseits umfassendes Wissen, andererseits eine umfassende Kommunikation, nicht nur die Vermittlung des Selbstbildes. Und Vertrauenswürdigkeit wiederum verlangt Selbstkritik oder – zumindest –Selbstreflexion.

Legitimation

Legitimation oder Legitimierung bezeichnet die Berechtigung bzw. Rechtfertigung eines Akteurs bzw. einer Sache. Basis dafür ist Akzeptanz, wobei Legitimation aber nicht mit Akzeptanz gleichzusetzen ist (Gefahr des Opportunismus).
Legitimation hängt von zwei Komponenten ab: der Bereitschaft, eigenes Handeln von Legitimierbarkeit abhängig zu machen, d.h. Anerkennung v. Ethik und Rechten anderer (derzeit Widerspruch zu vorherrschendem Primat) sowie der Bereitschaft, auch andere einzubeziehen, d.h. echter Dialog bzw. Diskurs.

Moral

Moral hat lateinische Wurzeln und bezeichnete die guten Sitten, die in einer Gesellschaft gelten. Moral ist die Gesamtheit der in der Gemeinschaft geltenden Normen, zur Regelung des Zusammenlebens, die nicht aufgrund bloßer Übereinkunft, sondern der Einsicht entspringen, dass sie die bestmögliche Form des menschlichen Zusammenlebens garantieren. Moral beschäftigt sich mit dem, was ist.

So kann die „Gesamtheit [der] in einer Gesellschaft geltenden Wertvorstellungen, und Normen[2] des Zusammenlebens“ unter dem Begriff Moral (lat. „mos“ – Sitte) verstanden werden (Fenner 2010, 4 f). Moral umfasst somit die heute geltenden und geteilten Vorstellungen von „schlechtem“ und „gutem“ Handeln und spiegelt die Bräuche und Sitten einer Gemeinschaft wider (Brink und Karitzki op. 2004, S. 24). Diese Vorstellungen vom „Schlechten“ und „Guten“ können nur ihre Gültigkeit entfalten, sofern sie von der Mehrheit der Gemeinschaft anerkannt werden. Somit unterscheiden sich Moralvorstellungen und deren Entwicklung örtlich und zeitlich und sind veränderlich (Herzka 2017, S. 9).

Non Governmental Organisation (NGO)

“Nichtregierungsorganisationen (NRO, auf Englisch non-governmental organisations, NGO) sind prinzipiell alle Verbände oder Gruppen, die nicht von Regierungen oder staatlichen Stellen abhängig sind und gemeinsame Interessen vertreten, ohne dabei kommerzielle Ziele zu verfolgen. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich der Begriff NRO besonders für Organisationen, Vereine und Gruppen durchgesetzt, die sich gesellschaftspolitisch engagieren und gemeinwohlorientiert sind. Einige wichtige und typische Betätigungsfelder von NROs sind Entwicklungspolitik, Umweltpolitik und Menschenrechtspolitik. (…) Ein gemeinsames Merkmal aller NRO ist, dass sie über keine staatlichen Machtmittel verfügen und dass der Staat keinen direkten Einfluss auf sie hat. Dennoch – oder gerade deshalb – ist die Akzeptanz der Arbeit von NRO bei der Bevölkerung und in den Medien weltweit groß.”

NGO erweisen sich aufgrund ihres Aufzeigens von Missständen somit als bedeutendes Korrektiv der Gesellschaft. Alle NGO sind auch Nonprofit-Organisationen (NPO) (s.u.), aber nicht alle NPO sind NGO.

Non Profit Organisation (NPO)

Es haben sich seit den 70er Jahren unterschiedlichste Begriffe und Definitionen für nichtgewinnorientierte Organisationen entwickelt. Soweit nicht anders angeführt, orientiert sich die vorliegende Zusammenfassung an der auch im internationalen Gebrauch gängigsten Definition (Badelt et al. 2007). Demnach sind NPOs Organisationen, die:
o durch ein Mindestmaß an formaler Organisation gekennzeichnet sind;
o private, nicht staatliche Organisationen sind;
o keine Gewinne an Eigentümer oder Mitglieder ausschütten;
o ein Minimum an Selbstverwaltung bzw. Entscheidungsautonomie aufweisen;
o durch ein Minimum an Freiwilligkeit gekennzeichnet sind.
Die meisten NPO sind als Verein organisiert, weitere Rechtsformen sind gemeinnützige
Stiftungen, Kapitalgesellschaften und Genossenschaften“.

Normen

Normen sind ungeschriebene gesellschaftliche Verhaltensvorgaben (Regeln, oder Prinzipien), die das Zusammenleben von Menschen in einer Gesellschaft ermöglichen (Conrad 2016, 10 f). Sie sind also konkretisierte Werte (Noll 2002, S. 9). Normen schreiben vor, was man (nicht) tun darf oder soll. Beispiele: Gesetze, Spielregeln, Benimmregeln, Schulordnung, Straßenverkehrsordnung.

Prinzipien

Ein Prinzip ist ein Grundsatz, der anderen Gesetzmäßigkeiten übergeordnet ist. D.h. im klassischen Sinne steht das Prinzip zwingend an oberster Stelle, im alltäglichen Sprachgebrauch wird dies aber weniger streng gehandhabt. Prinzipien können somit nicht wie Regeln per Dekret gehandhabt werden, sie müssen diskursiv entwickelt und gelöst werden.

Reputation

Reputation bezeichnet den Ruf eines Menschen, einer Gruppe oder einer Organisation. Sie hat Evaluierungs-Funktion, d.h. sie hilft dabei, abzuschätzen wie sich jemand zukünftig verhalten wird. Diese Berechenbarkeit erleichtert Entscheidungen und spart damit Aufwand. Im Gegenzug zum Image lässt sich Reputation nicht durch eine Maßnahme (z.B. Kampagne) erzielen. Sie ist die Summe vieler Eindrücke und Erfahrungen.
Die Reputation eines Unternehmens stellt den höchsten immateriellen Wert eines Unternehmens dar und wird als solcher in den Bilanzen ausgewiesen. Damit zahlt Reputation direkt in den Shareholder Value ein.:

Reputation Management

Unternehmensanalysen, Online Tracking u.ä. Reputation Management umfasst derzeit primär jene Unternehmensaktivitäten die einer positiven Unternehmensreputation dienen. Dabei ist die Grenze zur Manipulation, v.a. bei Optimierung der Online-Präsenz, sehr dünn, nicht zuletzt weil Gegensteuern durch reine Kommunikationsmaßnahmen – ohne Verbindung zu Änderungen im Unternehmenskern bzw. der Haltung – keine dauerhafte und stabile Erhöhung von Glaubwürdigkeit und Reputation schafft.

Unternehmenswerte

Werte sind Vorstellungen von Menschen und Gesellschaft, was im Leben „gut“ und wünschenswert ist. Werthaltungen sind persönliche Einstellungen, Ideale, „Heiligtümer“, an denen wir uns oder die Gesellschaft messen. Sie sind zentral für die Organisation einer Gesellschaft. Moralische Werte sind legitime Erwartungen (z.B. bezüglich der Grundbedürfnisse) an uns und die Gesellschaft.
Werte spielen deshalb eine besondere Rolle für Unternehmen, weil sie die Handlungen und Entscheidungen auch über eine konkrete Situation hinaus beeinflussen. Werte sind ein Versprechen des Unternehmens an seine Stakeholder.

Fünf gute Gründe für Unternehmenswerte:

  1. Identitätsstiftung
  2. Legitimation von Entscheidungen (s. u. Legitimation)
  3. Schaffung von Gemeinsamkeiten
  4. Motivation
  5. Machen Ethik explizit

Verantwortung vs. Verantwortlichkeit

„Verantwortung“ und „Verantwortlichkeit“ sind beides Übersetzungen aus dem Englischen „responsibility“, haben aber unterschiedliche Bedeutungen: Verantwortung wird als (ablehnbare) Möglichkeit gesehen, Verantwortlichkeit als klare Verpflichtung. Dieser Unterschied wird noch deutlicher, wenn man die rechtlichen Rahmenbedingungen betrachtet. Verantwortlich wird hier mit „haftbar“ gleichgesetzt, wobei zwischen Verhaltens- und Zustandsverantwortlichkeit unterschieden wird.

Vertrauen

Vertrauen ist die subjektive Überzeugung von der Richtigkeit, Wahrheit bzw. Redlichkeit von Personen, von Handlungen, Einsichten und Aussagen eines anderen oder von sich selbst (Selbstvertrauen).
Vertrauen ist zukunftsbezogen und beruht zugleich auf Erfahrungen in der Vergangenheit. Es beinhaltet – durch den Verzicht auf Kontrolle – individuelle Verletzbarkeit und erweitert – durch Reduktion von Komplexität– individuelle Handlungsmöglichkeiten. Vertrauen ist somit ein Zustand zwischen Wissen und Nicht-Wissen. Es ist aber kein abstraktes theoretisches Phänomen, sondern basiert immer auf einer Praxis. D.h. blindes Vertrauen gibt es de facto nicht, da Vertrauen immer auf Gründen und Erfahrung basiert.

Die Vertrauenswürdigkeit eines Akteurs ist unteilbar, d.h. jeder Eindruck zählt und muss stimmig sein. Dabei darf die Selbstdarstellung nicht von beobachtbaren Verhaltensweisen divergieren. Das ist besonders für Unternehmen relevant.

Wirtschaftsethik

Wirtschaftsethik befasst sich damit, wie ökonomisch Handelnde moralische Fragen analysieren, bearbeiten und entscheiden. Gegenstand ist die Anwendung ethischer Prinzipien auf den Bereich wirtschaftlichen Handelns. Es geht um die Frage: Geht es in der Wirtschaft mit rechten Dingen zu? Wie müsste es zugehen, damit Wirtschaft als legitim und verantwortungsvoll gelten kann? Ihre Funktion ist die einer Orientierungshilfe für aktuelle Debatten durch Reflexion, Methoden und kritische Analyse.
Eine wichtige Unterscheidung ist die der Verantwortung des Einzelnen (Individualethik) und der Verantwortung von Unternehmen, Gruppen, Verbänden, der Politik oder der gesamten Gesellschaft (Institutionen- und Sozialethik).
Die in der Praxis von einer Wirtschaftsethik inhaltlich zu beurteilenden Fragen weisen eine enorme Vielfalt auf. Die Themen betreffen unter anderem Verletzung der Menschenrechte, Bevölkerungswachstum, Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung, Klimawandel, Energiemangel, Korruption uvm.

Quellen:
Faber-Wiener, G., 2013 | Hartmann, 2011 | Mocny, F., 2011 | SImsa und Schober 2012 | Six und Schäfer, 1985 | Suchanek, A., 2012 | Walter, 2011 | Thielemann, U., 2009 | Varadarajan/Menon, 1988