Learnings aus Corona

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Wer lernen soll, muss lernen wollen.

Georg-Wilhelm Exler

Was müssen Sie wissen?

Die letzten 20 Jahre waren geprägt von der Maxime „Höher, Schneller, Stärker“, sowohl was Wirtschaft als auch Gesellschaft betrifft. Die Schwäche dieses Denkens ist durch Corona schlagartig offensichtlich geworden.

Gleichzeitig hat Corona eine Reihe von Dynamiken beschleunigt – dies sind nur einige davon:

  • Nachhaltige Lebensformen
  • Verkürzung der Wertschöpfungsketten
  • Wertewandel und ökonomischer Paradigmenwechsel
  • Gegenseitige Unterstützung der Generationen
  • Kooperationen statt Silodenken

Darum ist es nicht ratsam, das Rad auf Vor-Corona zurückzudrehen und die alte Normalität wiederherstellen zu wollen. Denn: „normal“ war eine multiple Krise: Normal war Ungleichheit, die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich. Normal war Unterdrückung in vielen Ländern der Welt, normal waren Klimakatastrophe und Biodiversitätsverluste. Normal war eine Wirtschaft, die auf fossilen Energien aufbaut und weite Zerstörung verursacht hat.

In die alte Normalität zurückfallen ist also eindeutig keine Option. Es geht um einen besseren Aufbau, und zwar besser für alle. Das sieht auch EU-Klimakommissar Frans Timmermans so: „Statt verzweifelt zu versuchen, zum Zustand vor der Corona-Krise zurückzukehren, sollte unser Ziel eine andere, bessere Wirtschaft sein“.

Grundsätzlich muss man vorsichtig sein, wenn man davon spricht, dass Krisen auch Chancen bergen – das kann schnell als Zynismus interpretiert werden. Aber natürlich bringt Corona einen entscheidenden Wendepunkt: Wir können jetzt entweder in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung drei Stufen zurück fallen – oder wir machen einen großen Sprung nach vorn. Dies geht aber nur, wenn der Wiederaufbau ganz eng mit Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit verknüpft wird.

Zentral dabei ist eine proaktive, vernunftbasierte Wirtschaftspolitik, die von Beginn an die Zukunft mitdenkt –  und nicht nur den Wiederaufbau auf prä-Corona Niveau. Dies betrifft auch die Unterstützung für Unternehmen: Hier sind klare Vorgaben und ein klares Bekenntnis inklusive Handlungen im Bereich der Nachhaltigkeit das Minimum an Anforderungen, die zu erfüllen sind. Hier sind konkrete Konzepte für eine nachhaltige, zukunftsfähige und strikt klimaneutrale Wirtschaft gefragt, inklusive Nutzung der Hebel Public Procurement und anderer Incentivierungsmaßnahmen. 

Das bedeutet nicht nur das Festhalten am Ziel der Klimaneutralität bis 2040, wie im österreichischen Regierungsübereinkommen festgeschrieben, sondern echte Transformation beim Wiederaufbau der Wirtschaft, u.a. mit einer wirklich effektiven Ökologisierung des Geld- und Steuersystems. Dies ist kein Widerspruch zur Prosperität – im Gegenteil.

Österreich wie auch Deutschland sind Länder der KMU, d.h. es gibt viele familiengeführte und oft sehr wertorientierte Unternehmen, die eine aktive, zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik wollen und brauchen.

Eine Studie kurz vor Beginn der Corona-Krise über die Zukunftsfähigkeit österreichischer nachhaltiger Unternehmen hat gezeigt: Es gibt eine klare Korrelation zwischen Nachhaltigkeit, Optimismus und Resilienz.

Das bedeutet: Nachhaltige Unternehmen sind gleichzeitig optimistischer und widerstandsfähiger. Viele Unternehmen beweisen dies in der Krise: Auch wenn sie schwer betroffen sind, nutzen sie die Zeit, um Neues anzugehen: Neue Produkte, neue Vertriebskanäle, neues digitales Denken. Und: Sie lassen sich nicht unterkriegen und bleiben optimistisch.

Wesentliche Basis dafür: Wirtschaft und Nachhaltigkeit nicht als zwei Welten zu betrachten, die einen Widerspruch darstellen, sondern Nachhaltigkeit als Grundhaltung sehen, nach der sich jedes Unternehmen und jede politische Institution zu richten hat.

Beim Blick zurück in die Geschichte zeigt sich, dass ein Wertewandel immer mit einem ökonomischen Paradigmenwechsel einher ging. Genau da steht die Gesellschaft heute: Am Beginn eines wirtschaftlichen Paradigmenwechsels, der durch Corona an Fahrt aufnehmen könnte. Damit könnte das geschafft werden, was sich alle wünschen: Eine resiliente Gesellschaft, die gestärkt aus der Krise hervorgeht. Und eine Wirtschaft, bei der die Sinnfrage im Mittelpunkt steht, bei der es um Problemlösungen und achtsamen Umgang miteinander geht. Und um ein anderes Konsumverhalten, mit kürzeren, regionaleren Lieferketten, weg von Wegwerf- und Massenkonsum, hin zu einer Kreislaufwirtschaft.

Was können Sie tun?

Eigenschaften und Prinzipien, deren Wichtigkeit Corona gelehrt hat

  • Verantwortung – für uns und andere
  • Kommunikationsfähigkeit – auch um Spaltungen zu vermeiden
  • Flexibilität – schnell (re)agieren, sich anpassen
  • Optimismus – in Lösungen denken
  • Reflexion – nachdenken worum es geht, Ziele statt Normen
  • Zufriedenheit – weniger ist oft mehr

Was können wir für Sie tun?

Weiterführende Literatur

  1. Gatterer H., Horx M. 2020. Die Welt nach Corona. Zukunftsinstitut.de