Verantwortung

Verantwortung
© unsplash.com markus-spiske

Verantwortung basiert auf drei Säulen:
Haltung + Reflexion + Handlung.

Gabriele Faber-Wiener, Center for Responsible Management

Was müssen Sie wissen?

Verantwortung ist etwas Spannendes. Es ist eines der wenigen universellen ethischen Prinzipien, die wir haben – ob ich will oder nicht, egal wie die Gesetzeslage ist oder die kulturellen Rahmenbedingungen, Verantwortung habe ich einfach – als Mensch und als Führungskraft.

Im Unternehmenskontext wird der Verantwortungsbegriff gerne vermieden. Selbst in Werteanalysen von Großunternehmen wird Verantwortung erst weit unten gereiht, hinter Werten wie Integrität, Respekt und Vertrauen (Radley Yeldar, 2011)1. Und wenn man über Verantwortung spricht, dann sehr diffus, sehr vernebelt, ohne konkret zu sagen wer wofür Verantwortung hat und wofür nicht. Dh es gibt keinen Diskurs, was Verantwortung wirklich bedeutet.2

Verantwortung ist de facto ein dualer Prozess: Sie besteht wie eine Münze aus zwei Seiten, die untrennbar miteinander verbunden sind: Haltung, d.h. die richtige Einstellung und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, und Methodik, dh Anwendung und Umsetzung in Form von Prozessen und Instrumenten. (Quelle: In Anlehnung an Steinbeis PCC, 2018)

Verantwortung Grafik

In der Praxis fokussiert man oft nur auf eine Seite dieser Münze, nämlich die Methodik, die Umsetzung und nicht auf die Haltung. Das endet in Aktionismus, mit dem man auch oft jahrelang gut durchkommt – so lange kein kritisches Gegenüber die Haltung hinterfragt. Doch ohne die darüberliegende Haltung inklusiver der Erklärung dieser wird das Potenzial von Corporate Social Responsibility (CSR) nicht gehoben – und es führt zu potenziellen Reputationsrisiken.

Unternehmensverantwortung fordert somit die Bereitschaft, auf seine Machtstellung zu verzichten, seine Position zu hinterfragen, sich auf eine neutrale Ebene zu begeben. Verantwortung fordert auch von anderen Verantwortung ein – auch das ist eine Stärke, die kaum gehoben wird.

In der Praxis wird sehr oft mit dem Recht argumentiert, d.h. man handelt de facto innerhalb des Rechts – d.h. Compliance – und nennt das verantwortlich. Das Recht ist allerdings das ethische Minimum, d.h. die Rahmenbedingungen, auf die man sich in einem diskursiven Prozess geeinigt hat. Zudem gibt es eine Reihe von Bereichen, wo das Recht unzulänglich ist oder nicht nachkommt, wie z.B. der Entwicklung der digitalen Medien. Das bedeutet: Ethische Prinzipien (wie Verantwortung) stehen immer über dem Recht, sie helfen dabei, zu argumentieren und das Warum zu erklären. Damit ist Verantwortung keine Frage der Wahl oder Auswahl, sondern eine Verpflichtung.

Auch die offizielle EU-Definition von CSR ist sehr klar in ihrem Verantwortungsbegriff: „Unternehmen übernehmen Verantwortung für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“. 1 Das ist ein sehr kurzer, aber wirkungsvoller Satz.
Er macht völlig klar, was zu tun ist:

  • Schritt 1: Überlegen was meine Verantwortung ist
  • Schritt 2: Überlegen, was meine Auswirkungen sind – positiv und negativ
  • Schritt 3: Danach handeln. Das heißt im Zweifelsfall: Produkte ändern oder eliminieren, wenn sie sich negativ auf die Gesellschaft auswirken.

1 Europäische Kommission. 2011.Eine neue EU-Strategie (2011-14) für die soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR)“. http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2011:0681:FIN:DE:PDF (letzter Download: 20.7.2021)

Was ist Verantwortung?

Eine einfache, aber wirkungsvolle Formel

Haltung, Reflexion, Handlung = Verantwortung
© Formel: Faber-Wiener, 2018

Diese – sehr einfach erscheinende – Formel der Verantwortung ist das Ergebnis jahrelanger Reflexion und Diskurse. Demnach benötigt Verantwortung ein Agieren auf drei Ebenen: auf der Haltungsebene, auf der Reflexionsebene und auf der Handlungsebene. Nur wenn an allen drei Ebenen angesetzt wird, ist ein entsprechend solides Fundament vorhanden, d.h. nur dann kann davon ausgegangen werden, dass Unternehmen wie auch Personen langfristig und nachhaltig verantwortungsvoll handeln.

Die drei Elemente gemäß dieser Formel sind:

  • Haltung:
    Verantwortung hier umfasst die ethische Maxime, dh Wertehaltungen, Vision, Mission. Es geht um die zugrundeliegende Basis seitens der Unternehmen und deren Führungskräfte, um deren Motive und Geschäftsmodell.
  • Reflexion:
    Verantwortung hier umfasst die Prozesse des Hinterfragens, sowohl intern als auch extern. Diese Reflexion findet nicht nur auf Individualebene statt, d.h. durch Hinterfragen der eigenen Wertvorstellungen und Haltungen (z.B. über den Eid), sondern auch auf Organisationsebene. Im Idealfall handelt es sich dabei um Stakeholder-Diskurs, der offen, ergebnisoffen und auf Augenhöhe stattfindet. (Details s. Stakeholder Engagement)
  • Handlung:
    Die Handlungsebene ergibt sich auf Basis der beiden Ebenen Haltung und Reflexion – so sie entsprechend fundiert betrieben werden – fast automatisch. Verantwortung hier manifestiert sich in der Festlegung von Kriterien und Setzung von konkreten Aktivitäten. Im Mittelpunkt dabei steht Effektivität, dh entsprechend messbare, positive Wirkung nach außen.

1 Radley Yeldar. 2011. A review of the stated values of the FTSE 100 companies. Radley Yeldar. Ry.com

2 Link, K. & Sichler, R. 2020. Responsible Leadership – Was „Verantwortung übernehmen“ im Führungskontext bedeuten kann. Austrian Management Review Vol. 10|/2020

Was können Sie tun?

  • Sich aktiv mit Ihrer Verantwortung, deren Bedeutung und Grenzen auseinandersetzen
  • Den Mut haben, auch die Problembereiche anzugehen
  • In einen ergebnisoffenen Dialog treten und Ihre Stakeholder fragen, was deren Vorstellung Ihrer Verantwortung ist (anstatt geschlossener Umfragen, wo die Themen schon angeführt sind)

Was können wir für Sie tun?

  • Vorträge und Inhouse-Seminare zu Verantwortungsthemen
  • Sparring-Gespräche und Fach-Coaching von Führungskräften
  • Organisation von ethikbasierten Stakeholder-Prozessen
  • Eid für Verantwortungsvolles Management zum Download

Weiterführende Literatur

  1. Nida-Rümelin, Julian. 2011. Verantwortung. Stuttgart. Reclam.
  2. Pless, N.M. & Maak, T. 2011. Responsible Leadership: Pathways to the Future. Journal of Business Ethics. 98, 3-13.
  3. Ulrich, P. 2005. Zivilisierte Marktwirtschaft. Eine wirtschaftsethische Orientierung. Herder Taschenbuch, 2. Auflage.