UNTERNEHMEN UND ZIVILGESELLSCHAFT

Das Verhältnis der beiden zueinander ist komplex.

Unternehmen sind „Corporate Citizens“, Bürger mit Rechten, Verantwortung und Pflichten. Die Zivilgesellschaft – ob in organisierter Form als NPO/NGO oder als Privatpersonen – ist wiederum Korrektiv zu Unternehmen und Politik. Das kann sie nur tun, wenn sie unabhängig und informiert ist. Beides wird immer wichtiger – und immer schwieriger.

In einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft gibt es drei zentrale Sektoren: Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. (s. Abb.). Hinzu kommen die Medien als vierte Macht, die einerseits immer wichtiger wird, deren Einfluss und Korrektivrolle gleichzeitig geringer bzw. von sozialen Medien überrollt wird. Im Idealzustand sind diese drei Sektoren in Balance, und die zentrale Korrektivfunktion der Zivilgesellschaft gegenüber der Politik und Wirtschaft wird aktiv wahrgenommen. (s. Abb.)

Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft im Gleichgewicht – Korrektivfunktion wird ausreichend wahrgenommen.
Die 3 Sektoren in der Gesellschaft unter Wirtschaftsdominanz: Korrektivfunktion ist eingeschränkt bzw. umgekehrt (Lobbying, Kooperationen)

Die Zivilgesellschaft, der sogenannte „3. Sektor“, ist in diesem Machtkonstrukt entweder als individuelle Personen zu sehen oder als Organisation, d.h. Non Profit Organisationen (NPO) bzw. Non Governmental Organisationen (NGO). Dieses Machtgefüge kann allerdings nur funktionieren, wenn die drei Akteure in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen und die Zivilgesellschaft ihre Rolle als Korrektiv zu den anderen beiden Sektoren Wirtschaft und Politik bzw. Staat auch wahrnehmen kann. (s. Abb – Quelle: Frantz und Martens 2006, 18, in Gjecaj, 2020)

Quelle: Frantz und Martens 2006, 18, in Gjecaj, 2020

NPO und vor allem NGO (Unterscheidung s. Glossar) sind heute zu einem großen Teil professionell arbeitende Organisationen, die oft zusätzlich zu den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen über einen festen Stab an hauptamtlichen, gut ausgebildeten MitarbeiterInnen verfügen. Seit den 1990er Jahren nimmt dieser Grad der Spezialisierung und Professionalisierung stark zu.

Gleichzeitig befinden sich vor allem NGO in einem Spagat. Sie haben einerseits das organisationale Wachstum voranzutreiben und sich zu professionalisieren, sind aber gleichzeitig nach wie vor Korrektiv und ein zentraler Player zwischen Staat und Wirtschaft. Allein ihr Beitrag zur Wertschöpfung ist enorm. Es entstehen Arbeitsplätze, welche wiederum die wirtschaftliche Relevanz von NGO ins Blickfeld rücken – und den internen Fundraising-Druck der NGO verstärken. Ergebnis dieser Dynamik ist der verstärkte Fokus der Organisationen auf die Wirtschaftlichkeit zur Erreichung ihrer Leistungsziele, ihrer „Mission“. Damit besteht die reale Gefahr, dass Geld vom Mittel zum Zweck zum Selbstzweck wird und der Erhalt der NGO im Mittelpunkt steht.

Ein weiteres Spezifikum ist bei NGO vorhanden: Ihre Aufgabe als Anwältin und Fürsprecherin ihrer KlientInnen, die sogenannte „advocacy-Rolle“. Diese advocacy-Rolle ist etwas, das zunehmend nicht nur in der humanitären Hilfe, sondern bei allen sozialen, aber auch bei Umwelt-Organisationen eine große Rolle spielt. Diese Fürsprecher-Rolle setzt voraus, dass man Position und Stellung beziehen muss. Dies ist nicht immer leicht, da ja auch andere Aspekte wie Schutz der Klientinnen und Verschwiegenheit eine Rolle spielen.

Letztlich ist die Arbeit von NGO und NPO nicht nur hochrelevant und oft hochprofessionell. Sie befinden sich in einem permanenten Spannungsfeld der Interessen. Was hinzu kommt: Auch NPO bzw. NGO haben heute keine Privatsphäre mehr, sie können institutionelle Probleme und Themen nicht mehr geheim halten. D.h. nicht nur Unternehmen, sondern auch NPO bzw. NGO stehen zunehmend im Licht einer kritischen und nicht immer rationalen Öffentlichkeit und müssen ihre Tätigkeiten gesamtgesellschaftlich legitimieren.

Corporate Citizenship

Unternehmen als “Bürger” mit Rechten und Pflichten – dieses alte Konzept hat heute neue Bedeutung gewonnen – wenn es richtig angewandt wird.

Corporate Volunteering

Der Einsatz von MitarbeiterInnen für soziale Zwecke ist eine zunehmend verbreitete Form des Engagements – mit Vor- und Nachteilen.

Cause Related Marketing

Die Verknüpfung eines Produktkaufs mit einer Spende ist eine beliebte Marketingstrategie, die allerdings auch eine Gratwanderung darstellt.

NPO/NGO Kooperationen

Kooperationen zwischen NPO/NGO und Unternehmen gewinnen an Bedeutung. Gleichzeitig steigen die Reputations-Risiken für beide PartnerInnen

Transparente Zusammenarbeit

Unser „Kodex für transparente Zusammenarbeit“ ist das erste vergleichbare Rahmenwerk in Europa für Kooperationen zwischen NPO/NGO und Unternehmen.